Verstrickt in der Vorbereitung
Die isländische Hauptstadt Reykjavik bereitete einen internationalen Architekturwettbewerb zur Auswahl eines Architekten für die Renovierung und Erweiterung ihrer Zentralbibliothek vor. Diese ist in einem ehemaligen Lagerhaus namens Grófarhús untergebracht. Im Vorfeld dieser Ausschreibung wurden zahlreiche Dokumente erstellt, die von Nutzerbefragungen bis hin zu Ideen zur Positionierung der neuen Einrichtung reichten und in funktionsorientierte räumliche Programmanforderungen sowie Ideen für angebotene Programme und Services umgesetzt wurden.
Das Ergebnis war ein Haufen von Word- und Excel-Dokumenten. Wie sollte all dies die Begeisterung der teilnehmenden Architekten wecken? Unsere Aufgabe war eindeutig: Die Stadt Reykjavik brauchte eine konkrete Übersetzung ihrer Ambitionen in räumlich-typologische Bilder, ohne den Architekt*innen und dem Architekturwettbewerb in die Quere zu kommen.
Eine Kartografie des Wesentlichen
Mit unserer Relative Positioning Map (RPM) haben wir in mehreren Workshops eine interaktive Möglichkeit entwickelt, die wichtigsten Eckdaten aus den vorhandenen Daten in räumliche Anhaltspunkte zu verwandeln. Ein Schwerpunkt war die Typologie: die Sprache der Form. Gemeinsam haben wir wesentliche Do’s und Don’ts definiert. Die RPM basiert auf einer Reihe von Analysemethoden, die wir entwickelt haben, um die räumlichen Anforderungen Dritter Orte und ihre Typologie näher zu bestimmen. Diese Analysemethoden sind stark beeinflusst von den Theorien unserer Inspiratoren, darunter William H. Whyte (Urbanist, Soziologe, Organisationswissenschaftler, Journalist und Menschenbeobachter), Paco Underhill (Umweltpsychologe), Kevin Lynch (Stadtplaner), Ray Oldenburg (Soziologe), B. Joe Pine II (der Autor, der den Begriff „Experience Economy“ geprägt hat). Die Methoden vereinen verschiedene Erkenntnisse über die physisch-materiellen Aspekte erfolgreicher Dritter Orte.
Was zum Anfassen
Die Informationen für den Architekturwettbewerb wurden in ein ansprechendes und inspirierendes Dokument erweitert. Der Ansatz war damit endlich visuell klar erkannbar. Das Dokument beschreibt konkret und in anschaulichen Bildformaten die notwendigen typologischen Merkmale für die renovierte Bibliothek von Reykjavik. So konnten sich sämtliche Teilnehmer*innen einen Eindruck davon verschaffen, was erwünscht war und – noch wichtiger – was nicht erwünscht war.
Dies half den Architekt*innen dabei, den echten potenziellen Wert des Gebäudes zu verstehen: nämlich die Menschen, die es nutzen werden. Und zu guter Letzt hatte die Jury so eine praktische Checkliste zur Hand, um in späteren Phasen die räumliche Qualität der eingereichten Entwürfe beurteilen zu können.